Warum wir US-Aktien kaufen

Warum wir US-Aktien kaufen

Unser Aktiendepot enthält vor allem US-Aktien. Das ist kein Zufall. Wir setzen ganz bewusst vor allem auf nordamerikanische Unternehmen. Warum wir bevorzugt US-Aktien kaufen, erfährst Du in diesem Artikel.

Was spricht dafür US-Aktien zu kaufen?

Ausgeprägte Aktionärskultur

Gerade aktuell zeigt sich wieder einmal welches Entwicklungsland die Bundesrepublik Deutschland in Sachen Vermögensbildung ist. Ein Finanzminister, der sein Geld auf dem Sparbuch „anlegt“, trifft mit seiner Vorstellung einer Finanztransaktionssteuer in erster Linie Kleinanleger, denen er als Sozialdemokrat eigentlich verpflichtet wäre. Gleichzeitig werden Rentengeschenke an Mütter, Geringverdiener und andere Klientel verteilt.

In den USA läuft das anders. Dort gibt es keinen ausgeprägten Sozialstaat wie hierzulande. Daher muss jeder Bürger selber vorsorgen. Bei uns wird das zwar auch gefordert. Wenn man dann privat Vermögen aufbaut und vorsorgt, wird man jedoch als böser Spekulant diffamiert.

Doch zurück zu den USA. Die Amerikaner haben schon vor langer Zeit erkannt, dass sich Aktien hervorragend für die Altersvorsorge eignen. Aus diesem Grund gibt es Programme (401k), die es den Amerikanern ermöglichen, steuerbegünstigt US-Aktien zu kaufen.

Darüber hinaus bieten zahlreiche Unternehmen Dividenden-Reinvestitionsprogramme (DRIP) an. Diese ermöglichen die sofortige Reinvestition der Dividenden in Unternehmensaktien unter Vermeidung von Transaktionskosten.

Nicht nur die höheren Durchschnittsgehälter, sondern auch die Aktionärskultur, haben zur Folge, dass einer von 20 US-Bürgern Millionär ist. Das sind immerhin über 5 Prozent. In Deutschland ist dieser Anteil mit weniger als 3 Prozent gerade einmal halb so groß. (Quelle: Global Wealth Report)

Noch deutlicher wird die unterschiedliche Kultur, wenn man den Anteil der Aktionäre in der Gesamtbevölkerung vergleicht. In den USA besitzen mehr als ein Viertel (je nach Statistik bis zur Hälfte) der Bürger Aktien. In Deutschland weniger als 10%.

Angesichts einer solchen Aktienaffinität, ja fast schon Abhängigkeit, denken wir, dass US-Aktien vor interventionistischen Maßnahmen der Politik deutlich besser geschützt sind, als die von deutschen Unternehmen. (Auch an dieser Stelle sei erneut auf den Entwurf der Finanztraktionssteuer verwiesen, der gezielt „große“ deutsche Unternehmen in’s Visier nimmt.) Darüber hinaus sollten US-Politiker ein vitales Eigeninteresse daran haben, die Aktienvermögen ihrer Wähler zu schützen.

Man kann von Donald Trump halten, was man möchte, unter seinem Motto „America First“ dürften wohl keine selbstbeschädigenden Kampagnen, wie wir sie hierzulande beispielsweise gegen die Automobilwirtschaft erleben, zu befürchten sein.

Aktionärsfreundliche Dividendenpolitik

Aufgrund des zuvor beschriebenen kulturellen Unterschieds sind US-Unternehmen ihren Aktionären wesentlich näher als deutsche Unternehmen. Sie sind sich ihrer Verantwortung für die Sicherstellung der Altersvorsorge der US-amerikanischen Bürger bewusst.

Viele Amerikaner sind auf regelmäßige Einkünfte aus Dividenden angewiesen. So schütten die meisten US-Unternehmen quartalsweise, teilweise sogar monatlich eine Dividende aus. Durch einen geschickten Aufbau des Portfolios kann man problemlos ein monatlich mehr oder weniger kalkulierbares und stabiles Einkommen generieren.

Bei uns kann man von einer solchen Planbarkeit und Verlässlichkeit nur träumen. US-Unternehmen ist es ein Ansporn jährlich die Dividende zu steigern und Dividendenkürzungen nur im äußersten Notfall vornehmen zu müssen. Deutsche Unternehmen beteiligen ihre Aktionäre dagegen eher nach Gutsherrenart. Eine verlässliche Dividendenpolitik spielt in den meisten Konzernen eine untergeordnete Rolle.

Größere Transparenz

US-Unternehmen berichten ihre Geschäftszahlen quartalsweise in einer standardisierten Form. Diese werden von Portalen wie „Seeking Alpha“ aufbereitet und archiviert. Auf diese Weise ist eine Fülle aktueller Finanzdaten zu jeder US-Aktie verfügbar. Bei deutschen Unternehmen ist es deutlich schwieriger Finanzdaten zu finden und zu vergleichen. Im schlimmsten Fall sind diese bereits ein Jahr alt.

Aus dem langen Betrachtungszeitraum ergibt sich auch, dass selbst die Höhe der nächsten Dividende schwer abschätzbar ist. Liefen die Geschäfte gut und kann die Dividende erhöht werden? Oder liefen die Geschäfte schlecht und die Dividende muss gestrichen werden? All das erfährt der Aktionär in guter alter Rudi Carell Manier („Lass Dich überraschen.“) erst zur Hauptversammlung.

Wir wollen fair sein: natürlich kann sich der interessierte Aktionär auch unterjährig informieren. Es ist aber in jedem Fall mit mehr Aufwand verbunden.

Schließlich gibt es aufgrund der höheren Aktionärsquote deutlich mehr Veröffentlichungen zu US-Unternehmen. Quantität ist selbstverständlich nicht mit Qualität gleichzusetzen. Allerdings erhöht sich mit der absoluten Quantität auch die Menge der qualitativ höherwertigen Publikationen. Mit einer enstprechend selektiven Auswahl der Quellen kann man sich sehr gut informieren.

Hierzulande beschränkt sich das Angebot im Wesentlichen auf marktschreierische „Börsenexperten“, die dem finanziell ungebildeten Deutschen das exotische „Frankfurter Parkett“ erklären und wahlweise Zeitschriften, Bücher, Anlageberatung oder auch einfach nur sich selbst verkaufen wollen.

Diversifikation

In vielen Finanzblogs liest man von internationaler Diversifikation. Doch muss man sich wirklich mit exotischen Märkten und Unternehmen, von denen man noch nie gehört hat, beschäftigen?

Vergleich des kaufkraft­bereinigten Brutto­inlands­produkts (Top 10, ungeordnet); 2018
Internationaler Währungsfonds: Vergleich des kaufkraft­bereinigten Brutto­inlands­produkts (Top 10, ungeordnet); 2018
Von AeroidEigenes Werk, CC BY-SA 4.0, Link

Wir glauben nein. Wir leben in einer globalisierten Welt. Auch in Zeiten von zunehmendem Protektionismus wird sich die Globalisierung nicht (vollständig) rückabwickeln lassen.

Mehr als zwei Drittel der weltweiten Wirtschaftskraft liegt in den USA, der EU und China. Die größten Konzerne der Welt sitzen ebenda und sind weltweit aktiv und miteinander vernetzt.

Wer in Aktien dieser Unternehmen investiert, ist automatisch weltweit diversifiziert.

Bekommen die USA einen Schnupfen, bekommt ihn der Rest der Welt kurz darauf auch. Umgekehrt schlagen Krisen in anderen Staaten auch auf die USA durch.

Wer diese Zusammenhänge auflösen möchte, muss in Ländern investieren, die keine Beziehung zu den übrigen Wirtschaftsnationen unterhalten. Uns fällt da spontan nur Nordkorea ein…

Was spricht dagegen US-Aktien zu kaufen?

Währungsrisiko

US-Aktien werden logischerweise in US-Dollar gehandelt. Insofern unterliegen sie Wechselkursschwankungen zwischen Euro und US-Dollar. Wird der Dollar gegenüber dem Euro stärker, verteuern sich US-Aktien und Dividendenerträge werden geringer. Umgekehrt liegt in dieser Systematik natürlich auch eine Chance wenn der Dollar schwächelt.

Als langfristig orientierte Anleger halten wir das Risiko für zu vernachlässigen. Wir vermuten, dass auch in diesem Punkt die Globalisierung und das weltweite Handelsgeflecht für uns wirken dürfte. Einseitig starke Wechselkursausschläge dürften der Vergangenheit angehören. In einem Betrachtungszeitraum von 10 oder 20 Jahren müssten sich Wechselkursschwankungen, selbstauslöschenden Sinuswellen gleich, egalisieren.

Es sei jedoch betont, dass dies nur eine Annahme ist. Wir haben dafür keine Belege.

Quellensteuer

Achtung Disclaimer (!): Das nachfolgende ist keine Steuerberatung. Wir geben hier lediglich unser rudimentäres Halbwissen wieder. Wenn sich jemand auskennt, freuen wir uns über entsprechende Kommentierung. Wer es genau wissen will, muss sich selber informieren.

Auf ausländische Kapitalerträge wird meist eine Quellensteuer erhoben. Die Quellensteuer heißt so, weil sie bereits an der Quelle, also im Land des Unternehmenssitzes, welches uns einen Kapitalertrag beschert, erhoben wird.

Eine angefallene Quellensteuer kann bis zu 15% mit der deutschen Abgeltungssteuer verrechnet werden. Sofern ein Doppelbesteuerungsabkommen mit dem Land, welches die Quellensteuer erhebt, besteht, kann der über 15% hinausgehende Betrag zurück gefordert oder die Quellensteuer per Vorabbefreiung auf 15% reduziert werden.

Bis hierhin ist das Ganze eher ein Vorteil für US-Aktien denn das Prozedere der Verrechnung der Quellensteuer läuft in kaum einem anderen Land so geschmeidig wie bei den USA. Der deutsche Aktionär muss sich um gar nichts kümmern. Es werden exakt 15% Quellensteuer einbehalten und mit der deutschen Abgeltungssteuer verrechnet.

In den meisten EU-Ländern (Italien, Spanien, Frankreich) ist das deutlich herausfordernder.

Nun gibt es in Deutschland neben der Abgeltungssteuer noch einen Freibetrag für Kapitalerträge. Solange dieser nicht ausgeschöpft ist, kann naturgemäß keine Verrrechnung der Quellensteuer erfolgen. Daher wird sie im „Quellensteuertopf“ gutgeschrieben. Bei Überschreitung des Freibetrags wird das virtuelle „Steuerguthaben“ aus dem Quellensteuertopf gegen die anfallende Abgeltungssteuer verrechnet.

Das heißt, so lange der Freibetrag nicht ausgeschöpft ist, ist die Quellensteuer ein Nachteil. Sie wurde ja bereits durch das Ursprungsland einbehalten und kann nicht verrechnet werden. Sobald der Freibetrag jedoch ausgeschöpft wurde, wandelt sich die Quellensteuer jedoch in einen Vorteil.

Bemessungsgrundlage für Soli und Kirchensteuer ist nämlich nur der um die Quellensteuer reduzierte Teil des Kapitalertrags. So entsteht ein geringer Vorteil gegenüber inländischen Kapitalerträgen.

Liquidität / Handelsplatz

US-Aktien kann man in Deutschland in der Regel nur an deutschen / europäischen Handelsplätzen wie beispielsweise Xetra, Tradegate oder der Frankfurter Börse handeln. Im Gegensatz zu den amerikanischen Börsenplätzen werden manche Unternehmen gar nicht oder nur in sehr geringer Stückzahl gehandelt.

Das führt dazu, dass die Kurse, zu denen US-Aktien gekauft werden können, unter Umständen schlechter sind als an den Heimatbörsen. Was für den Kauf gilt, gilt allerdings auch für den Verkauf. Gehen wir davon aus, dass wir überwiegend in Zeiten geringer Nachfrage kaufen und bei hoher Nachfrage verkaufen (wenn überhaupt), dann müsste sich dieser Faktor eigentlich zu unseren Gunsten auswirken. Bei geringer Nachfrage müsste theoretisch der Spread zwischen US-Kurs und Euro-Kurs relativ geringer sein als bei hoher Nachfrage.

Fazit

Es gibt viele Gründe, die dafür sprechen US-Aktien zu kaufen und nur wenige dagegen. Gleichzeitig gibt es wenige Gründe, die für eine verstärkte Investition in andere Märkte sprechen.

Wie stehst Du zu US-Aktien? Teilst Du unsere Meinung? Oder denkst Du, dass wir uns irren? Gibt es andere Länder in die Du gerne investierst? Und aus welchem Grund ist das so? Verrate es uns und hinterlasse einen Kommentar. Wir freuen uns auf Dein Feedback.