Verkehrte Welt – Warum die Finanztransaktionssteuer ein Fehler ist

Verkehrte Welt – Warum die Finanztransaktionssteuer ein Fehler ist

Heute vermeldete Spiegel Online, dass Olaf Scholz seinen Entwurf für eine Finanztransaktionssteuer vorgestellt hat. Grundsätzlich haben wir nichts gegen eine solche Steuer. Den Entwurf, der laut Spiegel Online vorgestellt wurde, halten wir jedoch für einen Schlag in das Gesicht all derer, die mit Aktien für das Alter vorsorgen wollen. An derartigen Konzepten manifestiert sich die Ursache für Politikverdrossenheit und die Geringschätzung der regierenden Politiker.

Seit Mitte der 1990er Jahre wurde den deutschen Bürgern nahegelegt privat für das Alter vorzusorgen. Das Rentenniveau sinkt, das Renteneintrittsalter steigt und für die Lieblingsanlageformen (Sparbuch, Tagesgeld) der Deutschen gibt es keine Zinsen mehr. Das heißt, das gesparte Kapital wird durch die Inflation weniger statt mehr.

Wer privat vorsorgen will kommt an Aktien nicht mehr vorbei.

Eine Steuer auf Finanztransaktionen soll eigentlich den Hochfrequenzhandel hemmen und hochspekulative Finanzgeschäfte eindämmen. Kurzum: dem Zocken an der Börse soll ein Riegel vorgeschoben werden. Diese grundsätzliche Überlegung halten wir für legitim. Ob eine Steuer die gewünschte Wirkung hat, wagen wir zu bezweifeln.

Gezockt wird in der Regel jedoch nicht mit dem Kauf und Verkauf von Aktien. Wer Aktien kauft, investiert in ein Unternehmen. Er wird also Miteigentümer an dem Unternehmen und erhält eine Beteiligung am Unternehmensgewinn in Form der Dividende, sofern das Unternehmen erfolgreich ist. Ein Investor wird somit zum Unternehmer. Damit beteiligt er sich aber gleichermaßen auch am Risiko des Unternehmens.

Gezockt wird bevorzugt mit Produkten, die die meisten Privatinvestoren weder handeln noch verstehen können. Diese werden jedoch von Herrn Scholz‘ Entwurf nicht erfasst. Der Entwurf von Herrn Scholz sieht nämlich vor, das ausschließlich der Handel von Aktien „großer“ Unternehmen besteuert werden sollen. Die Steuer fällt sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf einer Aktie an.

In welche Unternehmen investieren Privatanleger wohl bevorzugt? Richtig, Aktien „großer“ Unternehmen, da diese ein geringes Risiko verheißen.

Die aktuell im Raum stehenden 0,2 Prozent je Transaktion sind auf den ersten Blick ein verhältnismäßig geringer Betrag. Setzt man ihn aber in Relation zu den anfallenden Transaktionsgebühren, so ist er schon recht unverschämt.

Investiert beispielsweise ein Azubi monatlich 25,- Euro per Sparplan, so steigen die Nebenkosten aus Steuern und Transaktionsgebühren auf mehr als das Doppelte. Wenn es gut läuft, geht der Gewinn des ersten Jahres an Bank und Staat. Wenn es schlecht läuft, bleibt der Azubi auf den Gebühren und Steuern, garniert mit einem Verlust, sitzen.

Das Signal, was von dieser Steuer ausgeht, ist verheerend.

Wer die Politik ernst nimmt und privat vorsorgen will, wird als Spekulant diffamiert. Der Sozialneid wird geschürt und statt Vorsorge zu fördern, wird diese behindert. Das Ergebnis ist eine weitere, aufgrund sprudelnder Steuereinnahmen, unnötige Umverteilungsmaßnahme zugunsten der Grundrente.

In Kombination mit kalter Progression, Soli nur noch für „Reiche“, Forderung nach Vermögenssteuer usw. usf. ist die Botschaft für uns, dass Leistung, Eigeninitiative und Vorsorge nicht gewünscht sind.

Würden alle Finanztransaktionen gleichermaßen berücksichtigt, würde die Steuer nur beim Verkauf einer Aktie fällig und könnten Verluste gleichermaßen steuerlich geltend gemacht werden, fände diese Steuer sicher mehr Akzeptanz.

In der aktuell bekannten Ausgestaltung kann man jedoch nur hoffen, dass sie nicht Realität wird.

Unter folgendem Link kannst Du einer Petition gegen die Finanztransaktionssteuer unterstützen: https://www.dsw-info.de/steuerirrsinn/

 


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Ein Kommentar

  1. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass die Mitarbeiter und externen Berater des Bundesfinanzministeriums derart inkompetent sind. Das Ziel sollte es sein, den Hochfrequenzhandel einzudämmen bzw. unattraktiver zu machen, was man bei der Finanztransaktionssteuer aber außen vor lässt, sind alle Derivate wie z.B. Optionen, Futures, Swap-Geschäfte. Diese werden bei solchen kurzfristigen Trades aber in erster Linie genutzt.

    Stattdessen besteuert man die Einzelaktien großer Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Also das Gegenteil einer spekulativen Geldanlage.

    Ich bin mir sicher, dass auch unser Finanzminister diese einfachen Zusammenhänge kennt bzw. dass man sie ihm erklärt hat.

    Dahinter kann nur der Einfluss bzw. Lobbyismus von großen Finanzhäusern stehen, die sich ihrer Einnahmequelle nicht berauben lassen wollen. Sicherlich wird Herr Scholz nach seiner Amtszeit einen entsprechenden Aufsichtsratssitz in einem dieser Unternehmen beziehen.

    Ein anderer Grund könnte sein, dass die Bundesregierung verhindern möchte, dass mehr deutsche von der staatlichen Rente unabhängig werden. Schließlich kann man dann ja keine Wahl mehr mithilfe von Rentengeschenken gewinnen.

    Ich werde jedenfalls weiter investieren, auch wenn es demnächst etwas teurer wird. Spannend wird dann auch zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit diese neue Steuer dann erhöht wird.

    Viele Grüße
    Mike

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